Z i t a t e : I

Beispiele für das bürgerliche Engagement im 19. Jahrhundert

Gründung des ersten freien Trägers in der Umgebung von Rostock:

Öffentliche Erziehung war zunächst keine staatliche erziehungspolitische Leistung. Vielmehr beschränkte sich die staatliche Verwaltung auf die Lizensierung und Überwachung der mannigfaltigen privaten Vereine und Stiftungen, die sich die Pflege, bzw. Rettung der Kinder und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht hatten. Die Vereinswohltätigkeit, die Erziehung- und Jünglingsvereine, die sich bei dieser abstinenten Haltung des Staates etablieren konnten, bekämpften vor allem Gefährdungen, die von sozialen Unterschichten für den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft ausgingen.

(in Anlehnung an: Richard Münchmeier, aus: Handbuch der Jugendverbände,Juventa Verlag Weinheim und München 1991, Seite 25 f)

(1) "Der Hauptverein für innere Mission in Mecklenburg hat unter Zuziehung der Rostocker Zweigvereinscommittee am 30sten August ... (1843) ... für den Preis von 2600 Thlr. N 2/3 ein unfern von Rostock auf dem jenseitigen Warnow-Ufern gelegenes Besitzthum, zu welchem angemessene Räumlichkeiten mit zureichendem Garten- und Ackerland gehören, erworben, behufs Einrichtung des ersten Mecklenburger Rettungshauses"

(Johann Hinrich Wichern "Fliegende Blätter" 1844 aus: C-D-Beilage: 150 Jahre Michaelshof Rostock 1845-1995 (i.f. 1.) Seite 11)

(Dem Verein gehörten damals an:

Universitätsprofessoren Krabbe, Karsten und Hoffman, Oberappellationsräte von Bassewitz und von Schröter, Senator Passow, Advokat Prehn und der Rostocker Bürgermeister Kartens; Minister von Lützow aus Schwerin)

(2) Aus den Berichten des Rettungshauses Michaelshof, Rostock zwischen 1845 und 1850:

"Mit welchen Mitteln wurde nun solchem Verderben entgegengetreten? .... Dem Prinzip der Freiheit, welches entschieden festgehalten wird, steht dasjenige strenger Beaufsichtigung zur Seite, aber dieses geht aus der Lebensgemeinschaft hervor, in welcher Hausvater und Gehülfen mit den Kindern stehen. ....

(3) Es wurden fröhliche Weihnachtslieder gesungen und es erschienen eingeladene Arme, die von den Kindern beschenkt wurden, um in diesen das Bewußtsein zu wecken, daß auch sie, obgleich selbst getragen von christlicher Liebe, schon Liebe zu üben vermöchten. Zuletzt wurden die Knaben, die noch erfüllt waren von der Freude des Gebens, mit mancherlei ihrem Alter angemessenen Geschenken bedacht. Viele dieser Knaben feierten zum ersten Mal Weihnacht; man merkt es ihnen an, daß sie von einem neuen Leben berührt waren."

(aus 1. Seite 27 f)


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